Formen und Varianten
Varianten des Dulcimers gibt es in vielen europäischen Ländern und in Nordamerika. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die mir bekannten Formen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
- Das Scheitholt (auch: Scheitholz, Scheitholtz) – Deutschland
- Das Raffele - Bayern und Österreich
- Das Hexenscheit – Schweiz
- Die Hummel (auch: Hommel, Hummla) –
Friesland, Norddeutschland, Niederlande, Dänemark, Schweden - Die Langeleik - Norwegen
- Das Langspil - Island
- Die ungarische Zither - Ungarn
- Die Epinette des vosges - Frankreich
- Die Vlier - Belgien
- Der Mountain Dulcimer (auch: Appalachian Dulcimer) – USA
Es ist fast unmöglich, die Vielzahl an unterschiedlichen Korpusformen alle genau zu beschreiben. Im folgenden gebe ich einen kurzen Überblick
über einige weit verbreitete traditionelle Korpusformen. Viele neuere und moderne Formen lassen sich aus diesen alten Formen ableiten.
Doppelbauchige Korpusform (englisch: Hourglass shape), eine der Haupt-
formen beim amerikanischen Mountain Dulcimer
Tropfenform (englisch: Teardrop shape), eine weitere Hauptform des
amerikanischen Dulcimer
Rechteckige Korpusform, hier bei einer Ungarischen Zither. Auch bei
Scheitholt, Hummel und einigen amerikanischen Dulcimers (z.B. bei
der Kentucky Music Box) kann man die rechteckige Bauform antreffen.
Dreieckige Dulcimers wurden in den siebziger Jahren in Deutschland,
Frankreich und England gebaut. Als traditionelle Bauform kann die
dreieckige Bauform beim Scheitholt, bei der Hummel und bei der Epinette
des Vosges vorkommen.
Die Zitherform, hier bei einem Raffele. Auch Hummeln und moderne
Dulcimers werden bzw. wurden manchmal in dieser Korpusform gebaut.
Sonderformen und neue Formen des Dulcimers
Der Wedding- oder Courting Dulcimer (Hochzeits-Dulcimer)
Eine der traditionellen Sonderformen des Dulcimers in Amerika ist der Wedding- oder Courting-Dulcimer. Er hat einen breiteren Korpus
als ein gewöhnlicher Dulcimer und an den beiden Längsseiten befindet sich je ein Griffbrett, so dass zwei Spieler/innen, die sich gegenüber
sitzen und das Instrument zwischen sich liegen haben, gemeinsam musizieren können wie auf zwei Dulcimers.
Der Double Neck Dulcimer (Doppeldulcimer)
Immer häufiger sieht man in der letzten Zeit auf amerikanischen
Dulcimerseiten Doppeldulcimers. Diese Instrumente haben, ähnlich wie der Courting Dulcimer einen breiten Korpus mit zwei Griffbrettern, sind
aber für einen einzelnen Spieler gebaut. Der Vorteil eines Doppeldulcimers besteht darin, dass man sozusagen zwei Dulcimers gleichzeitig in
einem einzigen Instrument hat. Wenn man diese beiden Dulcimers unterschiedlich stimmt, erweitert man die Möglichkeiten gegenüber einem einzelnen
Dulcimer beträchtlich. Einen wunderbaren Doppeldulcimer, sozusagen meinen persönlichen Wunschdulcimer, hat mir der Instrumentenbauer
Helmut J. Seibert gebaut. Vielen, vielen Dank, lieber Jule, dieser Dulcimer ist mein absolutes Lieblingsinstrument geworden!
Doppeldulcimer, gebaut von Helmut J. Seibert
Galax-Dulcimer und Possum-Board
Ein Galax-Dulcimer zeichnet sich dadurch aus, dass er höhere Zargen
als ein normaler Dulcimer hat und vor allem einen doppelten Boden. Der zusätzliche untere Boden ist mit dem eigentlichen Instrumentenboden
an den Rändern durch eine Reihe von Holzklötzchen verbunden. Auf diese Weise kann der eigentliche Instrumentenboden frei schwingen, weil er
nur an einigen wenigen Punkten aufliegt. Der Dulcimerklang wird dadurch voller und kräftiger. Seinen Namen hat der Galax-Dulcimer von der Stadt
Galax in Virginia, wo die ersten Instrumente dieser Art gebaut wurden.
Das Possum-Board ist eine Art passgenauer Doppelboden für einen normalen Dulcimer. Während der doppelte untere Boden beim Galax-Dulcimer fest
mit dem restlichen Instrument verbunden ist, ist das Possum-Board abnehmbar. Sinn und Zweck sind aber ähnlich: Auch durch das Possum-Board kann
der Boden des Dulcimers freier schwingen und und der Klang des Dulcimers wird erheblich verbessert.
Der E-Dulcimer
Ähnlich wie E-Gitarren werden auch E-Dulcimers gebaut. Der Korpus
besteht meist aus massivem Holz und die Schwingungen der Saiten werden über elektro-magnetische Tonabnehmer abgenommen. Je nach Ausstattung
verfügt ein E-Dulcimer über einen oder mehrere, meist unterschiedliche Tonabnehmer, evtl. einen Vorverstärker, Equalizer und entsprechende Regler.
E-Dulcimer, gebaut von Jerry Cripe (Greibhaus Instruments)
Neue Entwicklungen
Seit einigen Jahren werden lauten- bzw. gitarrenartige Saiteninstrumente
gebaut, die über ein diatonisches Griffbrett verfügen wie der Dulcimer. Das erste bekanntere Instrument dieser Art war der "Strumstick". Heute werden
aber auch bereits vorhandene Saiteninstrumente, die eigentlich ein chromatisches Griffbrett haben, mit dem diatonischen Dulcimergriffbrett gebaut,
z.B. die Cister als „Dulcister“ oder das Banjo als "Dulcibanjo". Es gibt auch völlige Neuentwicklungen wie die "Dommel". Alle diese Instrumente sind
aber genau genommen gar keine neuen Formen des Dulcimers, sondern lautenartige Instrumente mit einem diatonischen Griffbrett.